Nachdem ich wohl einige Zeit damit verbracht hatte, mich im Spiegelzimmer zurecht zu machen und meinem Narzismus nachzugehen, hatte mich mein Weg zum Thronsaal geführt. Als ich Lil auf ihrem Thron sitzen saßen, glitt ein warmes Lächeln über meine Lippen. Etwas, dass ich nur ihr schenkte. Hallo, meine Wildrose. Mit diesen Worten trat ich an Lil heran und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, ehe ich meine Stirn einen Moment an die ihre legte. Verzeih wenn ich in den letzten Tagen abwesend gewirkt haben sollte. In meinem Blick lag etwas sanftes, versöhnliches, ehe ich mich löste und neben ihr in meinen Thron sinken ließ. Dabei glitt mein Blick kühl durch den Raum.

Ich verschränkte die Finger ineinander und stützte mein Kinn auf diesen ab. Es bereitet mir Sorge was oben abgeht. Ich habe gehört dass sich mittlerweile die Werwölfe vermischen und Hybride entstehen. Dabei haben wir uns alle damals geschworen, dass die Rassen unter sich bleiben. Einfach um den Menschen keinen Angriffspunkt zu bieten. Mein Blick war bei meinen Worten ernst geworden, ja durchaus düster.

Ich sah Lil mit einer für mich eher ungewohnten Strenge, zumindest ihr gegenüber, an. Das wirst du nicht. Meine Worte waren fest und duldeten keinen Widerspruch. Mag sein dass die Werwölfe durchaus weniger Verstand besitzen als es die Menschen tun. Dennoch sind sie als Gefahr nicht zu unterschätzen. Oder hast du vergessen, dass sie meinen Vater getötet haben? Wobei man den vorherigen Herrscher der Todesengel sicher nicht als meinen Vater sehen konnte. Immerhin war ich eine Reinkarnation von ihm. Hatte ich zuvor als Seele mein Dasein im Reich des Todes verbracht, so war ich nach dem Tod des vorherigen Luzifers "erwacht". Ich streckte eine Hand nach Lil aus und strich ihr federleicht über die Wange. Ich kann den Gedanken, dass jemand meiner Wildrose ein kostbares Blatt ihrer Blüte raubt, nicht verkraften.

Ich ließ die Fingerspitzen meiner anderen Hand auf die Klinge des Schwertes gleiten. Sie begann ein lilanes Leuchten von sich zu geben. Ein Teil meiner Seele ruht in diesem Schwert. Daher ist es mächtiger als es je eine andere Waffe sein könnte. Raunte ich leise und sah Lil dann fest in die Augen. Wir werden nach oben gehen, meine Wildrose. Doch noch ist unsere Zeit nicht gekommen. Wieder fuhr ich mit den Fingerspitzen über ihre Wange, ließ meine Fingerspitzen dann federleicht unter ihrem Kinn ruhen, ehe ich mich Lil zuneigte und erneut meine Lippen gehaucht auf die ihren legten. Meine Seele gehört dir. Es war nicht mehr als ein Flüstern, kaum zu hören.

Kurz weiteten sich meine Augen, als Lil mit ihren Fingern durch mein Haar fuhr und grollte dann gespielt. Nun sieh was du angerichtet hast Weib! Ich setzte einen überdramatischen Blick auf. Ich habe Stunden gebraucht um meine Frisur perfekt hin zu bekommen! Ich tat als sei ich schwer beleidigt und zog sogar eine kindliche Schnute.

Oh ja sie hatte mich, als sie mich Göttlichkeit nannte. Ein leicht irres Kichern perlte von meinen Lippen, während die Dunkelheit in meinen Augen wabberte. Ich wirkte gerade für den Moment, als wäre ich bereit die Welt mit nur einem Fingerschnippen in den Untergang zu führen. Liebevoll ergriff ich eine von Lil's Strähnen und hob sie an, schnupperte an dieser und berauschte mich gerade zu an dem Duft. Es wird immer wieder vorkommen..unser Leben lang. Es klang weich, hoffend. Jede Berührung die wir tauschten, war wie ein stilles Band, welches uns mehr zusammen brachte. Ich ließ die Strähne los und erhob mich. Wollen wir sehen was oder wer sich vor unseren Landen herum treibt? Mit diesen Worten hob ich meinen Arm so, dass sich Lil einhaken und ihre Hand auf meinen Unterarm legen konnte.

Fast wie einen Umhang legte ich meinen Flügel schützend um Lil, während der andere wie zum Trotz sich an meinen Körper schmiegte. So gingen wir wohl im Gleichtakt los, als ob wir den Weg schon tausende Male auf diese Weise gegangen waren. Dabei war mein Blick wachsam. Noch ehe wir den Thronsaal verließen, ergriff ich im vorbeigehen einen Degen, welcher in einer lila-schimmernden Scheide steckte. Kleine Flammen begannen um die Scheide zu tanzen, bildeten nach und nach einen Gürtel, welcher sich um meine Hüften schmiegten, so dass ich den Degen nun nahe am Körper trug. Sanft legte ich meine so frei gewordene Hand auf Lil's Hand, welche auf meinem Arm ruhte. So betraten wir den verwinkelten Gang, an dessen Ende eine verschlungene Treppe zum Tor der Unterwelt führte. Für Fremde wäre der Gang, nachdem sie es geschafft hätten hinunter zu kommen, ein tödliches Labyrinth. Lil und ich hingegen, fanden wie blind unseren Weg durch die Verwinkelungen und stiegen die Stufen empor. Dabei wirkten wir wie ein edles, reiches Königspaar. Wobei wir letzteres ohnedies waren. Langsam näherten wir uns dem Höhleneingang der Unterwelt.

(Fortsetzung dort?^^)

-->Höhleneingang der Unterwelt